Eine Gruppe von Mitgliedern war im Mai 2023 mit dem Traditionssegler Fortuna eine Woche auf der Ostsee unterwegs. Der Klabautermann berichtet:
Ich schaue durch ein kleines Astloch in den Laderaum. Riesige Mengen von Lebensmitteln werden verstaut. Das kann nur bedeuten: Wir gehen auf Tour! Wer ist die neue Besatzung? Eins haben sie gemein: MS. Zwei Buchstaben die ihren Alltag, ja ihr Leben bestimmen. Wie wird wohl die Woche? Eine Herausforderung ist es ja schon. Kommt jeder mit der Enge zurecht? Viel Privatsphäre gibt es nicht und irgendwer schnarcht immer, das kann ganz schön an den Nerven zerren und ich weiß, wovon ich spreche.
Schnell sind die Gruppen nach Vorsegel, Großsegel und Besan eingeteilt. Das beinhaltet nicht nur die Zuständigkeit für die Segel, sondern auch für die Mahlzeiten.
Schon beim Frühstück werden Maßstäbe gesetzt und der Tisch sieht einladend aus und so bleibt es die ganze Woche. Jede Gruppe lässt sich, abseits des Kochbuchs, etwas Besonderes einfallen, um die anderen zu überraschen. Alles wird liebevoll dekoriert, und sogar die Fortuna wird aus Obst und Gemüse „nachgebaut“. Schade, dass ich nicht mit am Tisch sitzen kann.
Endlich geht es los. Auf dem Weg von Kappeln zum Meer werden die ersten Begriffe erklärt: Klüver, Zeiser, Baum, Fender, Persening und Pütz haben viele noch nie gehört.
Wann muss man welches Tau ziehen, wie lange und wie krieg ich es fest? Für diese Anweisungen steht die Crew jederzeit zur Verfügung und hat den Überblick. Dann ist es soweit. Die Segel werden gesetzt und das Zusammenspiel klappt erstaunlich gut beim ersten Mal. Als der Wind das Tuch aufbläht, ist es ein besonderer Moment für die Neuen. Vorankommen allein durch Wind und Segel, wie seit Jahrhunderten. Man fühlt sich wie ein großer Seefahrer und Entdecker.
Über Nacht machen wir in Sonderborg fest. Am nächsten Morgen überraschen uns Schweinswale im Hafenbecken, aber unser Weg führt weiter durch die Klappbrücke Richtung Aaro.
Hoch geiht de See in Luv und in Lee
Der Regen hat nachgelassen. Der Wind zugenommen, sehr sogar. Alle tragen heute Schwimmwesten. Die Segel werden gesetzt. Wir nehmen richtig Fahrt auf und spüren die unbändige Kraft von Wind und Wasser. Bekommen im Ansatz eine Vorstellung davon, was es heißt zur See zu fahren und was für harte Arbeit die Matrosen verrichten mussten. Auch heute noch ist alles Handarbeit auf der Fortuna und jeder gibt sein Bestes, um gemeinsam den sicheren Hafen zu erreichen.
Die Fock flattert schon seit einiger Zeit hin und her. Die Schoot auch. Ein lautes Knacken durchbricht die Luft. Der Fockbaum ist gebrochen. Der starke Wind hat das 30 cm starke Rundholz zum Bersten gebracht, als wäre es ein Streichholz. Die Mannschaft starrt auf das zersplitterte Holz. Der Kapitän, souverän wie in jeder Situation, sieht es gelassen und manövriert so gut es geht mit dem Rest vom Focksegel, Der Mann hat echt Ahnung und gibt der Besatzung Sicherheit und Vertrauen, deswegen bin ich schon seit Jahren auf diesem Schiff.
Der Törn neigt sich dem Ende. Es wurde viel gelernt, gekocht und sehr viel gelacht.
Nicht Beruf, Familienstand oder Alter und auch nicht die gemeinsame Krankheit einte die Gruppe. Nein, es war das Segeln, die Gemeinschaft und der gegenwärtige Moment. Das machte diese Reise so großartig und kostbar. Ich werde euch nicht vergessen und mich freuen, wenn ihr auch nächstes Jahr wieder an Bord geht.
Euer Klabautermann
Fotos DMSG Hamburg
Die Segelfreizeit 2024 findet vom 18.-25. Mai 2024 statt. Anmeldungen sind ab sofort möglich: https://www.dmsg-hamburg.de/seminarplan/